Zeit Epos

Zeit Epos

 

 

Unaufhörliches Rauschen,
 
Gurgeln, Plätschern -
 
eilig zieht es das Wasser
 
hinab zum Meer -
 
dort wo die Hochzeit
 
mit anderen Flüssen sein wird -
 
dort wo seine Kraft
 
gewaltig sein wird,
 
wenn der Wind - der Säusler -
 
die Wassermassen unaufhörlich
 
gegen die Strände peitscht.
 
 
 
Helles Geklimper
 
von kleinen Steinen
 
am Grunde des Wassers,
 
das Geschiebe,
 
der Mahlstrom,
 
zieht langsam,
 
unmerklich verändernd,
 
hinweg über die seichten
 
weichen Formen,
 
höhlt weiter aus,
 
unentwegt,
 
keine Stille,
 
kein Stehen,
 
immer in Bewegung,
 
allzeit
 
der gleiche Fluß
 
 
 
Sommer und Winter
 
voll von herrlichem Naß,
 
nie das Gleiche,
 
jeden Augenblick neu,
 
zieht es vorbei,
 
das Viele und das Eine.
 
 
 
Im Fluß des Wassers,
 
im Fluß der Zeit,
 
ist Leben,
 
erst kaum wahrnehmbar -
 
mit offenem Aug
 
schauen wir
 
durch den silbergrünen
 
spiegelnden Glanz.
 
 
 
Unten im dunklen Gewässer
 
ist's voll Leben,
 
ist für uns
 
eine verschlossene Welt.
 
Im wiegenden Schlag der Flossen
 
durchziehen sie ihre Welt,
 
keine Stromschnelle zu schnell,
 
kein Wasserfall zu hoch.
 
 
 
Hier spielen sie ihr Spiel -
 
das wir Liebe nennen,
 
jenes alte Spiel
 
von Leben und Tod.
 
 
 
Wir sprechen von unendlicher Liebe -
 
nicht bewußt ihrer eigenen Endlichkeit,
 
legen sie ihre Frucht zwischen die Steine -
 
am Grund.
 
 
 
Ganz friedlich hält der Tod Einzug,
 
wo noch Leben war,
 
Tod und Fluß -
 
alles eins,
 
stetiges kommen und geh´n.
 
Zeit -
 
was ist Zeit?
 
 
 
Und doch,
 
es wächst schon neues Leben,
 
während das Alte stirbt.
 
Gegenwart und Vergangenheit,
 
alles wird eins -
 
alles fließt.
 
 
 
Ein erster Riß
 
in der kleinen runden Hülle,
 
dort ein Zweiter,
 
überall, soweit das Auge blicken kann,
 
neues junges Leben.
 
 
 
Winzig klein,
 
entschlüpft es aus der Geborgenheit der Höhle -
 
so jung trägt es schon sein Ende in sich -
 
ohne es zu erahnen.


 

 
Schon bald reicht die Nahrung
 
für die Vielen nicht aus,
 
gemeinsam zieht es sie flußabwärts.
 
Sie kennen ihren Weg,
 
keiner hat's gesagt.
 
 
 
Da ist ein treiben, strömen, schwimmen,
 
jeder kennt das Ziel -
 
und haben es sogleich vergessen.
 
Unaufhaltsam,
 
sich kaum eine Pause gönnend,
 
zieht es sie hinaus,
 
dorthin wo sich alles Wasser sammelt.
 
 
 
Vorbei an Moderwasser,
 
Schiffsschrauben und dumpfen Motorengeräusch
 
hinaus
 
aufs offene Meer.
 
Hier in der grenzenlosen Freiheit
 
erwartet sie ein reich gedeckter Tisch -
 
aber auch dieses Paradies kennt
 
das Fressen und gefressen werden.
 
Umsicht und Achtsamkeit,
 
sichern das Leben.
 
 
 
Hier das große Maul,
 
dort das engmaschige Netz der Kutter,
 
überall lauert Gefahr.
 
Und doch,
 
es ist ein Platz zum Wachsen.
 
 
 
Im hellen Wasser
 
schwimmen bizarre Schollen von Eis -
 
weiß blaugrün funkelt das Wasser,
 
im Strahl der Sonne.
 
Silberne Pfeile ziehen ihre Bahn.
 
Sorgenfrei zu leben ein Traum -
 
da ist eine Veränderung -
 
da ist hier nicht mehr der rechte Platz -
 
da ist ein Zeichen das keiner sieht -
 
plötzlich ist sie da -
 
die Erinnerung,
 
das Wissen um die Wurzeln,
 
es kehrt Sehnsucht ein,
 
es geht ein Zittern durch den Schwarm.
 
 
 
Die große Reise
 
beginnt von neuem.
 
Alle treibt es zurück,
 
ein unerklärliches Verlangen,
 
gen Heimat,
 
wie noch nie empfunden.
 
 
 
Es geht bergan den Fluß empor,
 
Wasserfall was willst du mir?
 
Sie schmecken ihr Ziel,
 
ja hier, das ist der rechte Weg.
 
 
 
Unaufhörliches Rauschen,
 
Gurgeln, Plätschern -
 
eilig zieht es das Wasser
 
hinab zum Meer -
 
dort wo die Hochzeit
 
mit anderen Flüssen sein wird -
 
dort wo seine Kraft
 
gewaltig sein wird,
 
wenn der Wind - der Säusler -
 
die Wassermassen unaufhörlich
 
gegen die Strände peitscht.
 
 
 
Helles Geklimper
 
von kleinen Steinen
 
am Grunde des Wassers,
 
das Geschiebe,
 
der Malstrom,
 
zieht langsam,
 
unmerklich verändernd,
 
hinweg über die seichten
 
weichen Formen,
 
höhlt weiter aus,
 
unentwegt,
 
keine Stille,
 
kein Stehen,
 
immer in Bewegung,
 
allzeit
 
der gleiche Fluß
 
 
 
Sommer und Winter
 
voll von herrlichem Naß,
 
nie das Gleiche,
 
jeden Augenblick neu,
 
zieht es vorbei,
 
das Viele und das Eine.
 
 
 
Im Fluß des Wassers,
 
im Fluß der Zeit,
 
ist Leben,
 
erst kaum wahrnehmbar -
 
mit offenem Aug
 
schauen wir
 
durch den silbergrünen
 
spiegelnden Glanz.
 
 
 
Unten im dunklen Gewässer
 
ist's voll Leben
 
ist für uns
 
eine verschlossene Welt.
 
Im wiegenden Schlag der Flossen
 
durchziehen sie ihre Welt
 
keine Stromschnelle zu schnell
 
kein Wasserfall zu hoch.
 
 
 
Hier spielen sie ihr Spiel -
 
das wir Liebe nennen,
 
jenes alte Spiel
 
von Leben und Tod.
 
 
 
Wir sprechen von unendlicher Liebe -
 
nicht bewußt ihrer eigenen Endlichkeit,
 
legen sie ihre Frucht zwischen die Steine -
 
am Grund.
 
 
 
Ganz friedlich hält der Tod Einzug
 
wo noch Leben war,
 
Tod und Fluß -
 
alles eins,
 
stetiges kommen und geh´n.
 
Zeit -
 
was ist Zeit?
 
 
 
Gerd J. Wunderer